Vertreibung, Flucht und Hoffnung auf ein neues Leben. Das ist das gegenwärtige Thema. Und das war es einst. In seinem 1953 erschienenen Kurzroman Die Umsiedler schildert Arno Schmidt das Drama der erzwungenen Auswanderung – zwischen 1944 und 1950 waren mehr als 12 Millionen Deutsche auf der Flucht gen Westen – mit großer Eindringlichkeit. Autorin Anna Pein und Regisseur Oliver Sturm übersetzen Schmidts literarisches Fotoalbum in akustische Bilder. Tilo Werner ist im Hörspiel der Erzähler und die Hauptfigur, Katharina Marie Schubert spricht die Rolle der Kathrin.
„Eine verregnete Dezembernacht des Jahres 1950: Ein Mann verlädt sein spärliches Hab und Gut auf einen Güterzug. Wie viele andere erhofft er sich mit der Übersiedlung aus dem Niedersächsischen nach Rheinhessen einen neuen Anfang. Nach dem zweiten Weltkrieg hatte Deutschland eine Flüchtlingswelle ungeheuren Ausmaßes zu bewältigen. Auf der beschwerlichen Bahnfahrt nach Süden kommen sich der bücherversessene Erzähler und eine resolute junge Witwe näher.“
In Die Umsiedler schildert Arno Schmidt die Entbehrungen und Strapazen der erzwungenen Auswanderung: Sture Behörden, bornierte Leidensgenossen, voreingenommene Nachbarn, kernige Flüchtlingsbetreuer, deutsches Organisationswunder und -chaos. Und eine Liebesgeschichte, die für die Entstehungszeit des Romans skandalös war. All das erzählt in der ebenso präzisen wie expressiven Sprache und mit der bissigen Komik dieses großen Autors der deutschen Nachkriegsliteratur. Arno Schmidt verwendete in Die Umsiedler erstmals die von ihm sogenannte Fotoalben-Technik, die literarisch den Prozess des Erinnerns nachbildet.
Das Hörspiel steht nach der Sendung befristet zum kostenlosen Download zur Verfügung. (Quelle: ndr.de / wdr.de)
Die Umsiedler
Nach dem gleichnamigen Kurzroman von Arno Schmidt
Bearbeitung: Anna Pein
Regie: Oliver Sturm
Musik: Sabine Worthmann
Redaktion: Isabel Platthaus
Produktion: NDR/WDR 2017/ca. 53′
Mit
Tilo Werner, Katharina Marie Schubert, Werner Wölbern, Jürgen Uter u.a.
Sendetermine
26. April 2017, 20.00 – 21.20 Uhr, NDR Kultur
27. April 2017, 19.04 – 20.00 Uhr, WDR 3