Die SWR Radio Tatort-Ermittler sind sowohl im Dezember als auch im Januar im Einsatz: Xaver Finkbeiner (Ueli Jäggi) und Nina Brändle (Karoline Eichhorn) vom LKA in Stuttgart rätseln im Dezember über einen unbekannten Toten aus dem Bodensee und im Januar über das Verbleiben des SS-Arztes „Dr. Tod“. Beide Krimis entstanden in den SWR-Hörspielstudios unter der Regie von Walter Adler.
Oliver Koptzke (SWR) sprach mit Karoline Eichhorn über die Freude am Krimi-Hörspiel und die Freude am Dialekt:
Frau Eichhorn, sind Sie Krimi-Fan?
„Ich bin weder Krimi-Leser noch -Hörer, noch -Gucker. Was nicht heißen soll, dass es nicht Spaß macht, Krimis zu machen. Daran werde ich die Freude nie verlieren.“
Wie würden Sie das Verhältnis „Ihrer“ Figur im Radio Tatort, der Profilerin Nina Brändle, zu deren Chef Xaver Finkbeiner beschreiben?
„Das Verhältnis zwischen Nina Brändle und Xaver Finkbeiner hat sich in den letzten Fällen von einem störrischen, wortkargen, misstrauischen und reinen Arbeitsverhältnis zu einem fast freundschaftlichen, warmen, besorgten und vertrauensvollen Zusammensein entwickelt. Sie können sich gut leiden, was sie aber öffentlich nicht zugeben würden. Sie gehen sehr respektvoll miteinander um.“
Warum stoßen sie dennoch immer wieder zusammen?
„Sie stoßen zusammen, da sie oft unterschiedliche Herangehensweisen haben. Finkbeiner ist eigenbrötlerischer, eigensinniger, unkonventioneller, sturer, vielleicht auch erfahrener, aber er kommt letzten Endes ohne seine Kollegin nicht aus, weil sie ihm wiederum durch ihre offene, unkomplizierte, burschikose Art klar macht, wie es läuft. Auch ihrem jeweiligen Privatleben stehen sie ziemlich kritisch gegenüber. Brändle ist viel selbstständiger und moderner als ihr Kollege.“
Beim ARD Radio Tatort des SWR wurde die Krimihandlung zuletzt in kritische gesellschaftliche Themen eingebettet wie Organhandel, Kunstraub, Islamismus. Welche anderen Themen könnten Sie sich noch vorstellen?
„Wir hatten bis jetzt sehr viele Themen. Nur die letzten Fälle sind meines Erachtens tagespolitisch in aktuellere Zusammenhänge gesetzt worden. Ich finde, dass der Radio Tatort sich durchaus auch anderen Themen annehmen sollte und nicht das Fernsehen quasi vertonen muss. Das Radio besitzt ja ganz andere Mittel als das Fernsehen und das sollte immer wieder zur Geltung kommen. Ich würde mir wünschen, dass es „normale“, „alltägliche“ Fälle zu lösen gäbe und mehr Denkarbeit und Kombination für den Ermittler, also auch für den Hörer. Und ich könnte mir einen Radio Tatort vorstellen, der über den SWR hinausgeht, also auch von mehreren Teams gelöst und bearbeitet wird, der also auch einmal länger als nur 60 Minuten geht. Das hieße, man könnte sich mehr Zeit für die Geschichte nehmen.“
Ihre von der „Mundart“ geprägten Rollen im ARD Radio Tatort und in der SWR-Fernsehserie „Die Kirche bleibt im Dorf“ machen Ihnen offensichtlich viel Spaß. Wirkt sich die „schwäbische Seite“ der Schauspielerin Eichhorn auch in den Reaktionen des Publikums und ihrer Fans aus?
„Ich lebe im Norden der Republik und bekomme daher kaum Reaktionen. Bin ich aber im Ländle, sind die Leute verrückt danach! Ich persönlich spreche und spiele sehr gerne Dialekt. Nina Brändle ist ja aus Gründen der Dramaturgie mehr zum Hochdeutschen übergegangen. Aber „Die Kirche bleibt im Dorf“ ist ein gutes Beispiel, dass die Menschen Dialekt lieben. Und der große Erfolg des Films und der Serie lässt mich hoffen, dass in Zukunft mehr Geschichten im Dialekt erzählt werden, da endlich verstanden wurde, dass Dialekt nicht gleich doof und dämlich bedeutet.“
„In Anatomie des Todes wird im Dezember eine Leiche aus dem Bodensee gefischt. Abrieb und Zersetzung lassen kaum mehr Rückschlüsse auf die Todesursache zu. Noch schwieriger gestaltet sich für Brändle und Finkbeiner die Frage, wer der Tote überhaupt ist. Die Obduktion deutet auf einen Mann asiatischer Herkunft hin, aber der Polizei liegt keine Vermisstenmeldung vor. Hielt der Tote sich illegal in Deutschland auf? Der einzige Hinweis sind Reste eines Operationsfadens, den die Gerichtsmedizin im Oberkörper des Leichnams entdeckt. Ungereimtheiten ergeben sich auch aus der Auswertung des Phantombildes. Es ähnelt einem Insassen eines chinesischen Gefangenenlagers, für dessen Freilassung sich eine Menschenrechtsorganisation eingesetzt hatte. In Nina Brändle und Xaver Finkbeiner wächst ein grausamer Verdacht: Sind sie womöglich auf der Spur einer international operierenden Organmafia?“ (Presse SWR)
ARD Radio Tatort (SWR): Anatomie des Todes
Kriminalhörspiel von Katja Röder und Fred Breinersdorfer
Regie: Walter Adler
Dramaturgie: Ekkehard Skoruppa
Produktion: SWR 2013 (Ursendung)
Sendetermine: 11. bis 16. Dezember 2013
ARD Radio Tatort (SWR): Wilde Tiere
Kriminalhörspiel von Walter Adler
Regie: Walter Adler
Dramaturgie: Ekkehard Skoruppa
Produktion: SWR 2013 (Ursendung)
Sendetermine: 8. bis 13. Januar 2014
Beide SWR Radio Tatorte stehen nach der Ausstrahlung zum Download auf radiotatort.ard.de
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Szene aus „Anatomie des Todes“: Dr. Käuberle (Thomas Huber, re.), Xaver Finkbeiner (Ueli Jäggi,li.). Bild: © SWR/Monika Maier